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TAGESSEMINAR:             Das Paradies auf Erden

Geschichte und Perspektiven des utopischen Denkens

Das utopische Denken hat derzeit kein hohes Ansehen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind vollauf mit der Bekämpfung akuter Krisensymptome beschäftigt. Der Einzelne erschöpft seine Energien darin, in einer sich rasant ändernden Umwelt seine ökonomische Situation abzusichern. Trotz sich ständig verschärfender Problemfelder wird auf allen Ebenen an der Strategie des kurzfristigen Durchwurstelns festgehalten. Wer dagegen über die Tagesdringlichkeiten hinausdenkt oder wer die Frage stellt, wie eigentlich eine wünschenswerte Weltgesellschaft als fernes Ziel aussehen sollte, ohne gleich den Weg dahin angeben zu können, wird gerne als Träumer, Spinner oder eben „Utopist“ abgekanzelt.

Der 1516 erschienene Roman „Utopia“ (wörtlich ungefähr: Nicht-Ort) von Thomas Morus übte radikale Kritik an den damals herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsverhältnissen, in dem er einen fiktiven Ort beschrieb, in dem alles anders und eben viel besser war. Die gesellschaftliche Kraft des utopischen Denkens zeigte sich insbesondere im 19. Jahrhundert. Zu dessen Beginn  führten industrielle Revolution und einsetzender Kapitalismus zur Entstehung der  recht- und mittellosen Arbeiterschaft. In England (u. a. Robert Owen), Frankreich (u. a. Saint-Simon) und  Deutschland (u. a. Wilhelm Weitling) entwickelten Utopisten Vorstellungen alternativer Gesellschaftsordnungen, die maßgeblich zur Formierung der Arbeiterbewegung und zu deren Erfolgen, wie dem allgemeinen Wahlrecht und den Sozialversicherungen, beitrugen. Solche Errungenschaften erschienen Anfang des 19. Jahrhunderts noch als die „reinsten Utopien“, so wie es für viele heute z. B. die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist.

Das Tagesseminar beschreibt die Wurzeln des utopischen Denkens in Mythologie, Religion und Philosophie, stellt seine wichtigsten Vertreter, ihre Werke und deren historische Wirkung vor, analysiert den Niedergang seines Ansehens und fragt nach seiner möglicherweise zu geringen Bedeutung in der heutigen Zeit.

(Zeitumfang: 8 Einheiten à 45 min in vier Blöcken à 90 min mit Pausen an einem Tag (z. B. Samstag)) 

 

 

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